
Morgen geht das Semester an der Hochschule für Künste wieder los - das heißt für mich mein mittwöchlicher Weg nach Bremen um meine Musik-Lehramts-Studenten zu unterrichten. Aus diesem Grund kam mir die Idee, einen Post über „das Unterrichten“ zu schreiben.
Unterrichten macht einen nicht unerheblichen Teil meines Berufsalltags aus - ich unterrichte an Hochschule, Musikschule und Stadtteilschule und arbeite derzeit jede Woche mit insgesamt um die 80 Kindern, Teenagern, Studenten und Erwachsenen verteilt auf ca. 18 Stunden.
Meine erste Stelle als Gesangslehrerin hatte ich mit 20 und mittlerweile kann ich auf eine lange Reihe toller verschiedener Jobs in dem Bereich zurückblicken (wen das näher interessiert, kann gerne unter Coaching weiterlesen). Und ich erinnere mich noch daran, wie der Leiter unseres Fachbereichs am Konservatorium bei meinem Examenskonzerts nach der Notenverkündung vor dem gesammelten Publikum erzählte: „als Stephanie damals zur Aufnahmeprüfung rein kam, wusste ich sofort, sie ist die geborene Dozentin.“ Das schmeichelte mir damals nicht gerade, denn welche Sängerin will schon so etwas hören? Jeder will das Zeug zum Star haben aber als Gesanglehrerin??
Ich habe mich oftmals mit diesem Teil meines Musiker-Daseins beschäftigt und hatte häufig den Eindruck, mich dafür rechtfertigen zu müssen, „auch zu unterrichten“. Selbst viele Sängerinnen reagieren mit „also Unterrichten, das ist ja gaaaar nichts für mich!“ (meistens sind es allerdings auch die völligen Autodidakten, die in der Hinsicht sowieso nicht ausgebildet sind).
Als ob das automatisch heißt, dass man nicht gut genug für die Bühne wäre und man keine andere Wahl hätte. Klar hab ich mich damals auch häufiger gefragt, ob das bei mir auch so ist und ich mir das nur nicht eingestehen mag.
Aber vor einigen Jahren kam irgendwann der Punkt, da wurde mir ganz klar: nein, ich muss alle enttäuschen, die so denken. Die Antwort ist: es liegt mir einfach, es ist mein Ding, es macht mir unheimlich Spaß! Schon im Studium habe ich mich auf diesen Teil fokussiert, ich habe meine Bachelorarbeit über den physischen und psychischen Effekt des Singens geschrieben, ein Jahr nach meinem Examen selber an meiner Hochschule unterrichtet und ich habe schon immer gerne mit Menschen gearbeitet! Ich finde es toll zu sehen, wie sich ein schüchterner Teenager nach einem Jahr traut vor Publikum zu singen, das Selbstbewusstsein gestärkt wird und aus dem Strahlen gar nicht mehr rauskommt. Ich finde es toll wie eine erwachsene Frau durchs Singen zu einem Körperbewusstsein gelangt, was sie nie in sich vermutet hätte; wie ein Haufen wilder Teenager, der mit Singen nichts am Hut hat beim Auftritt mit einem Chor diesen magischen „Wir-Moment“ erlebt, wie ein ehrgeiziger Student plötzlich seine Kopfstimme entdeckt und das eine völlige Offenbarung für ihn ist, wie eine Gruppe Förderschüler nach einer Woche Workshop vor Publikum singt und danach alle sagen, das sei der schönste Moment ihres Lebens gewesen weil sie noch nie soviel Aufmerksamkeit bekommen hätten.
Ach man, ich könnte noch ewig mit solchen Beispielen weiter machen, mir fallen gerade so viele tolle Momente aus den letzten 10 Jahren ein (ich werde gerad etwas sentimental davon ;))…
Ich habe da sicher zu einem Teil meine Berufung mit gefunden. Das heißt nicht, dass es nicht auch Tage gibt, an denen ich denke: och heute habe ich nur so mäßig Lust. Klar - und manchmal bin ich auch genervt, aber eigentlich nur dann, wenn Schüler lustlos und demotiviert sind. Mir kommt es nicht auf das Niveau meiner Schüler an, sondern darauf, dass sie heiß auf´s Singen sind, Musik machen wollen, sich entwickeln wollen.
Ein weiteres Beispiel, dass sich Unterrichten und erfolgreich als Musiker sein verbinden lässt, sind meine Freunde von Luxuslärm, Jan Zimmer und Jini Meyer. Ich habe selber einige Jahre in ihrer Musikschule, der Rock & Pop Fabrik in Iserlohn unterrichtet und mit angesehen, wie sowohl die Musikschule als auch ihre Band immer erfolgreicher wurde. Luxuslärm ist mittlerweile eine große Nummer in der deutschen Musiklandschaft und trotzdem kommt die Musikschule nicht zu kurz. Nach zehn Jahren gibt es inzwischen zwei Musikschulen mit insgesamt knapp 700 Schülerinnen und Schülern und um Jini zu zitieren: „Es erfüllt mich wirklich mit Stolz und ich versuche aus jeder Stunde etwas Gutes hervorzubringen.“
Ja - und sicher, es gibt sie, die Türschwellenpädagogen, die konzeptlosen Musiker, die Unterrichten „müssen“ und die das frustriert und die damit vielleicht nicht so viel Erfolg bei ihren Schülern haben aber der Großteil meiner Musiker-Kollegen ist toll - allesamt fähige, inspirierende Pädagogen UND Musiker, die genau wissen, was sie inhaltlich tun und ihre Schüler mitreißen. Also los, lasst uns stolz darauf sein, zu unterrichten statt uns hinter einem „ja aber EIGENTLICH bin ich ja hauptsächlich Sängerin/Gitarrist…“ zu verstecken - wir machen nämlich ´nen verdammt guten Job! So und jetzt geht´s zu meinen liebsten Schülern :)
Unterrichten macht einen nicht unerheblichen Teil meines Berufsalltags aus - ich unterrichte an Hochschule, Musikschule und Stadtteilschule und arbeite derzeit jede Woche mit insgesamt um die 80 Kindern, Teenagern, Studenten und Erwachsenen verteilt auf ca. 18 Stunden.
Meine erste Stelle als Gesangslehrerin hatte ich mit 20 und mittlerweile kann ich auf eine lange Reihe toller verschiedener Jobs in dem Bereich zurückblicken (wen das näher interessiert, kann gerne unter Coaching weiterlesen). Und ich erinnere mich noch daran, wie der Leiter unseres Fachbereichs am Konservatorium bei meinem Examenskonzerts nach der Notenverkündung vor dem gesammelten Publikum erzählte: „als Stephanie damals zur Aufnahmeprüfung rein kam, wusste ich sofort, sie ist die geborene Dozentin.“ Das schmeichelte mir damals nicht gerade, denn welche Sängerin will schon so etwas hören? Jeder will das Zeug zum Star haben aber als Gesanglehrerin??
Ich habe mich oftmals mit diesem Teil meines Musiker-Daseins beschäftigt und hatte häufig den Eindruck, mich dafür rechtfertigen zu müssen, „auch zu unterrichten“. Selbst viele Sängerinnen reagieren mit „also Unterrichten, das ist ja gaaaar nichts für mich!“ (meistens sind es allerdings auch die völligen Autodidakten, die in der Hinsicht sowieso nicht ausgebildet sind).
Als ob das automatisch heißt, dass man nicht gut genug für die Bühne wäre und man keine andere Wahl hätte. Klar hab ich mich damals auch häufiger gefragt, ob das bei mir auch so ist und ich mir das nur nicht eingestehen mag.
Aber vor einigen Jahren kam irgendwann der Punkt, da wurde mir ganz klar: nein, ich muss alle enttäuschen, die so denken. Die Antwort ist: es liegt mir einfach, es ist mein Ding, es macht mir unheimlich Spaß! Schon im Studium habe ich mich auf diesen Teil fokussiert, ich habe meine Bachelorarbeit über den physischen und psychischen Effekt des Singens geschrieben, ein Jahr nach meinem Examen selber an meiner Hochschule unterrichtet und ich habe schon immer gerne mit Menschen gearbeitet! Ich finde es toll zu sehen, wie sich ein schüchterner Teenager nach einem Jahr traut vor Publikum zu singen, das Selbstbewusstsein gestärkt wird und aus dem Strahlen gar nicht mehr rauskommt. Ich finde es toll wie eine erwachsene Frau durchs Singen zu einem Körperbewusstsein gelangt, was sie nie in sich vermutet hätte; wie ein Haufen wilder Teenager, der mit Singen nichts am Hut hat beim Auftritt mit einem Chor diesen magischen „Wir-Moment“ erlebt, wie ein ehrgeiziger Student plötzlich seine Kopfstimme entdeckt und das eine völlige Offenbarung für ihn ist, wie eine Gruppe Förderschüler nach einer Woche Workshop vor Publikum singt und danach alle sagen, das sei der schönste Moment ihres Lebens gewesen weil sie noch nie soviel Aufmerksamkeit bekommen hätten.
Ach man, ich könnte noch ewig mit solchen Beispielen weiter machen, mir fallen gerade so viele tolle Momente aus den letzten 10 Jahren ein (ich werde gerad etwas sentimental davon ;))…
Ich habe da sicher zu einem Teil meine Berufung mit gefunden. Das heißt nicht, dass es nicht auch Tage gibt, an denen ich denke: och heute habe ich nur so mäßig Lust. Klar - und manchmal bin ich auch genervt, aber eigentlich nur dann, wenn Schüler lustlos und demotiviert sind. Mir kommt es nicht auf das Niveau meiner Schüler an, sondern darauf, dass sie heiß auf´s Singen sind, Musik machen wollen, sich entwickeln wollen.
Ein weiteres Beispiel, dass sich Unterrichten und erfolgreich als Musiker sein verbinden lässt, sind meine Freunde von Luxuslärm, Jan Zimmer und Jini Meyer. Ich habe selber einige Jahre in ihrer Musikschule, der Rock & Pop Fabrik in Iserlohn unterrichtet und mit angesehen, wie sowohl die Musikschule als auch ihre Band immer erfolgreicher wurde. Luxuslärm ist mittlerweile eine große Nummer in der deutschen Musiklandschaft und trotzdem kommt die Musikschule nicht zu kurz. Nach zehn Jahren gibt es inzwischen zwei Musikschulen mit insgesamt knapp 700 Schülerinnen und Schülern und um Jini zu zitieren: „Es erfüllt mich wirklich mit Stolz und ich versuche aus jeder Stunde etwas Gutes hervorzubringen.“
Ja - und sicher, es gibt sie, die Türschwellenpädagogen, die konzeptlosen Musiker, die Unterrichten „müssen“ und die das frustriert und die damit vielleicht nicht so viel Erfolg bei ihren Schülern haben aber der Großteil meiner Musiker-Kollegen ist toll - allesamt fähige, inspirierende Pädagogen UND Musiker, die genau wissen, was sie inhaltlich tun und ihre Schüler mitreißen. Also los, lasst uns stolz darauf sein, zu unterrichten statt uns hinter einem „ja aber EIGENTLICH bin ich ja hauptsächlich Sängerin/Gitarrist…“ zu verstecken - wir machen nämlich ´nen verdammt guten Job! So und jetzt geht´s zu meinen liebsten Schülern :)